Die Gemeinde Gemmingen liegt im nordöstlichen Kraichgau zwischen Heilbronn und Karlsruhe. Mit beiden Städten verbindet Gemmingen die S-Bahnlinie 4. Darüber hinaus ist Gemmingen über die B 293 mit den beiden Städten verbunden. Durch den kleinen Ort, der über ein beheiztes Freibad und zahlreiche gastronomische Angebote sowie eine vielfältige Einkaufsinfrastruktur verfügt, führt außerdem die Deutsche Fachwerkstraße, die zu touristischen Erkundungen zu Fuß, mit dem Auto oder Wohnmobil sowie per Fahrrad einlädt.
Mitten in Gemmingen steht seit ungefähr 350 bis 400 Jahren das Rentamt. Über die tatsächlichen Bauzeit besteht zwischen den Deutern der vorhandenen Quellen – etwa die Datierung des Kellerportals – und den naturwissenschaftlichen Befunden eine Diskrepanz von ungefähr 50 Jahren. Näheres dazu findet sich auf der Seite zur Geschichte des Rentamts.
Das Rentamt war spätestens seit dem späten 17. Jahrhundert Verwaltungszentrum einer barocken Gutsanlage sowie der Grundherrschaft der Herren von Gemmingen. Das Rentamt lag in unmittelbarer Nähe des im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Mittelschlosses bzw – auch das ist nicht eindeutig zu klären – wurde an seiner Stelle erbaut. Ziemlich sicher lag die gesamte Gutsanlage auf dem Gelände des im dreißigjährigen Kriegs zerstörten Mittelschlosses.
Dem Amtmann oblag die Verwaltung des Besitzes und der daraus zu erzielenden Einnahmen der Herrschaft. Er führte die Geschäfte und wohnte wohl auch im Rentamt.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich noch heute die auf älterem Gebäudebestand um 1743 erbaute Zehntscheuer, die in den 1970er Jahren zu einem Wohnhaus umgebaut wurde. Einige Häuser weiter steht noch ein ehemaliges, zwischenzeitlich ebenfalls in ein Wohnhaus umgewandeltes Stallgebäude. Dazwischen befinden sich neuzeitliche Wohnhäuser. Gemmingen ist im 20. Jhdt. um das ehemalige Gut herum gewachsen wie der nachfolgende Imagefilm der Gemeinde zeigt..
Bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein war das mittlerweile seiner Funktion entkleidete Rentamt von weiteren Anbauten umgeben, die sukzessive wegen Baufälligkeit abgerissen werden mussten und durch moderne Wohnhäuser ersetzt wurden. Der letzte Anbau des Rentamts musste erst zu Beginn dieses Jahrhunderts weichen.
Impressionen der einstigen Gutsanlage sind rar und geben kein vollständiges Bild. Fügt man das wenige zusammen, erkennt man aber die beeindruckenden Dimensionen der Anlage durch die heute die Stettener Straße führt, die früher, nach der Zerstörung des Mittelschlosses als Zollstraße Einnahmen generierte.
Das Landesamt für Denkmalpflege hat in den 1960er Jahren Aufnahmen des damals noch vollständigen und unrestaurierten Ensembles gemacht, die das Rentamt mit Anbauten, die Zehntscheuer (hier ein Bild nach dem Umbau zum Wohnhaus) und einen Blick auf die alte Zollstraße zwischen Rentamt (rechts) und Zehntscheuer (links) ermöglichen.
Leider hat sich der Zustand des Rentamts als deutlich fragiler herausgestellt als es der erste Blick vermuten ließ. Das oben stehende Bild zeigt einen Blick in die Eingangshalle nach dem Rückbau zahlreicher Einbauten aus der Nachkriegszeit. Die Hallendecke wird über dem Gewölbescheitel abgestützt, da sich nach der partiellen Entfernung der Deckenverkleidung herausstellte, dass der Tragbalken gebrochen war.
Der derzeitige Eigentümer hat das Gebäude im Jahr 2015 erworben. Schon nach ersten vorbereitenden Arbeiten stellte sich heraus, das das Gebäude baufällig und letztlich einsturzgefährdet war. Gebaut auf einer Schluffblase, 1717 unsachgemäß erweitert und später genau so unsachgemäß ‚repariert‘ hat sich das vorhandene Tragwerk als nicht ausreichend erwiesen, um das Gebäude zu stabilisieren. Mit hohem Aufwand wurde eine Mikropfahlgründung bis in 18m Tiefe durchgeführt, um darauf das Kellergewölbe durch einen modernen Betonunterzug zu stabilisieren. Die Lastabtragung erfolgt jetzt über eine Stahlskelettkonstruktion, an der die Hauptlast des Hauses im Dachgeschoss aufgehängt und über die Gebäudemitte auf den Betonunterzug abgetragen wird. Dieser gründet auf Mikropfählen, die durch Erde und Schluff in den darunter liegenden Gesteinsschichten verankert sind.
Das oben stehende Bild zeigt den Beginn der Gründungsarbeiten im Gewölbekeller. Im Vordergrund ist die hölzerne Behelfsrampe zu erkennen, auf der der Bagger bzw. das benötigte Kellerbohrgerät nach unten gefahren werden. Im Hintergrund ist eine der beiden hölzernen Gewölbesicherungen zu sehen, die die statische Gefährdung des Gebäudes vor Beginn der Baumaßnahmen dokumentieren.
Nach Abschluss der Bauarbeiten hoffentlich in diesem Jahr 2021 soll hier ein modernes Wohngebäude mit drei großzügigen Wohneinheiten entstehen.
Die denkmalgerechte Generalsanierung des Gebäudes wäre ohne die großzügige ideelle und materielle Unterstützung der Gemeinde Gemmingen, des Landesamts für Denkmalpflege, der Denkmalstiftung Baden-Württemberg sowie ohne die Geduld und Unterstützung der NachbarInnen nicht möglich.