Holzrestaurierungen im Innenbereich

Neben der Fachwerkfassade sind auch Teile des Innenbereichs denkmalgeschützt. Hierzu zählen vor allem die sichtbaren Holzteile im Obergeschoss, die sicherlich nicht mehr bauzeitlich sind, aber mindestens aus dem 19., teilweise wohl aus dem 18. Jahrhundert stammen. Dazu gehören – neben den historischen Zimmertüren mit ihren historischen Schlössern – vor allem die Dielenböden, die teilweise auf ältere Grundrisse verweisen, da gemauerte Wände auf ihnen stehen. Die Dielen enden wenige Meter weiter mitten in einem anderen Raum. Je nach Größe der ursprünglichen Räume sind auch Zierelemente im Boden erkennbar, die neben einer optischen Gliederung des Raumes auch einen ökonomischen Hintergrund haben, weil sie es ermöglichten kürzere Dielen von jüngeren Bäumen zu verlegen statt auf teure raumlange „Schlossdielen“ zurückgreifen zu müssen.

Holzböden

Raumübergreifende historische Dielen, erkennbar an der durchgehenden Dielenbreite zum Treppenflur und der Holzmaserung

Da es sich beim Rentamt eben nicht – wie an verschiedenen Stellen fälschlich behauptet – um ein Schloss, sondern um ein Verwaltungsgebäude handelt, ist die Ausstattung auch einfacher gehalten. Die Dielen sind nicht etwa aus Eichenholz, sondern aus schnell wachsendem und daher nicht ganz so hochwertigem Nadelholz gesägt. Dies bedeutet leider auch, dass dieser alte Dielenbestand in einem eher prekären Erhaltungszustand war und nur mit großem Aufwand wieder in einen vorzeigbaren Zustand versetzt werden konnte.

Beim Kauf des Hauses waren die Holzböden im Obergeschoss entweder im 20. Jahrhundert (erkennbar an der Nut-und-Feder-Fräsung) erneuert worden oder – wahrscheinlich aus Kostengründen – mit Linoleum- bzw. PVC-Böden ausgelegt worden. Um die nach der Restaurierung wieder sichtbaren ausgetretenen Stellen zu nivellieren wurde Ausgleichsmasse oder Fliesenkleber auf die Dielen gegossen und der Bodenbelag damit verklebt wie sich beim Abnehmen des Bodenbelags zeigte. Also musste die Ausgleichsmasse mühsam in Eigenleistung – je nach Schichtdicke – zunächst mit einem Winkelschleifer, dann mit einem Excenterschleifer abgeschliffen werden. Vom Profi wurden dann Fehlstellen ergänzt und wiederaufgebaut bevor dann abschließend die Dielen neu geölt wurden. Die vorhandenen Dielen konnten ausnahmslos an Ort und Stelle belassen werden.

Wandvertäfelung

In nahezu allen Räumen befanden sich – nicht immer vollständig – historische Holzleisten und Täfer, die ebenfalls abgeschliffen und entweder mit Leinölfarbe passend zu den Tür- und Fensterlaibungen gestrichen oder analog der freigelegten ursprünglichen Farbgebung eingeölt wurden.

Ergänzung der von den verschiedenen Lackschichten befreiten Wandvertäfelung

Auch hier kamen Überraschungen zutage, die sich im Einklang mit den historischen Fußböden deuten lassen. An der Giebelseite zur Straße hin befindet sich im Fußboden ein asymmetrisches Eichenkreuz, das die Verwendung der oben genannten kurzen Weichholzdielen ästhetisch plausibel macht. Die Vermutung, dass die beiden heutigen giebelseitigen Räume früher einen großen Versammlungsraum bildeten, der in sechs durch ein Eichengitter unterteilte Fußbodensegmente unterteilt war, wird durch die hinter der Zwischenwand entlang der giebelseitigen Außenwand des Gebäudes durchgeführte Holzvertäfelung bestätigt. Zu dieser Vermutung passt die Tatsache, dass für die Vertäfelung der Zwischenwand teilweise anderes Holz verwendet wurde, zumindest aber die ursprüngliche Farbgebung eine andere war. Leicht veränderte Proportionen dieser Wandelemente stützen diese Hypothese. Leider sind keine Grundrisse des Gebäudes überliefert bzw. mir bekannt, die diese Hypothese stützen.

Innentreppe

Zwischen Erd- und Obergeschoss befindet sich eine einläufige, halbgewendelte Treppe mit Trittstufen aus Eiche, die mutmaßlich in ihrer Position im Gebäude mehrfach verändert und überstrichen wurde. Wahrscheinlich befand sich diese Treppe ursprünglich an der gegenüberliegenden Traufseite des Hauses (darauf deutet die aufwendige Gestaltung der Zarge der Tür zum Dachgeschoss auf der Dachbodenseite (!) hin) und wurde erst bei einem der zahlreichen Umbauten hier neben der Eingangstüre aufgebaut. Das zumindest lässt die Lage direkt vor einem Fenster vermuten und auch die Fußboden- und Tragwerkbeschaffenheit in diesem Bereich deuten auf einen solchen nachträglichen Einbau an dieser Stelle hin.

Auch diese Treppe wurde optisch in einen ursprungsnahen Zustand zurückversetzt und von den nachträglichen Einbauten befreit, die ein geschlossenes Treppenhaus als Eingang zur Wohnung im Obergeschoss bildeten und so die großzügige und helle Eingangshalle in einen klaustrophobisch anmutenden, dunklen Schlauch verwandelt haben. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch durch eine abgehängte Decke, die ebenfalls rückgebaut wurde. Aus brandschutztechnischen Gründen mussten die frei liegenden Deckenbalken in der Halle allerdings ertüchtigt werden, so dass sich der ursprüngliche Eindruck mit Sichtbalken und verputzter Decke nicht ganz wiederherstellen ließ.

Die Treppe wurde ebenfalls in Eigenleistung von den zahlreichen Farbschichten befreit, wiederum vom Restaurator stabilisiert, ergänzt und eingeölt, so dass der ursprüngliche, zu den Fußböden passende warme Holzton wiederhergestellt werden konnte. – In die Restaurierung dieser Treppe sind viele hundert Arbeitsstunden geflossen!

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