„Hier wird ein Denkmal geschützt“ steht auf einem Banner, dass dem Besitzer des Rentamts anlässlich einer ersten Förderzusage überreicht wurde, um es gut sichtbar im Außenbereich anzubringen. Eigentlich spricht man bei Planung und Umsetzung baulicher Maßnahmen am Denkmal aber eher von Denkmalpflege als von Denkmalschutz. Dieser Begriff bezieht sich auf die Arbeit der staatliche Stellen, die denkmalpflegerische Maßnahmen überwachen und auf Einhaltung gesetzlicher Regelungen achten. Alle Beteiligten sind sich dabei bewusst, dass ein Baudenkmal eine Geschichte hat, die sich auch in der Zukunft fortschreibt und deshalb notwendig Veränderung impliziert.
Über die Baugeschichte des AltenRrentamts bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein ist wenig bekannt. Das Wenige, das man weiß, ist der Bauforschung geschuldet, die aus dem Vorhandenen mittels Konjekturen und Untersuchungen der Bausubstanz Vermutungen über die Baugeschichte anstellt. Halbwegs gesicherte Erkenntnisse liegen erst für das 20. Jahrhundert vor.
Das Alte Rentamt ist in den letzten hundert Jahren ziemlich verbastelt worden. Das war selten böser Wille, sondern zumeist der Not geschuldet. Die betrifft vor allem die Umbauten nach dem 2. Weltkrieg, als das Rentamt Flüchtlingen aus dem vormals deutschen Osten als Unterkunft diente und dafür kurzfristig und mit möglichst geringem Aufwand hergerichtet werden mußte. Hierfür wurden zahlreiche kleine, voneinander abgetrennt Räume hergerichtet, um den Flüchtlingsfamilien ein wenig Privatsphäre zu ermöglichen. Diese ‚Wohnungen‘ wurden mit einem Wasseranschluß versorgt, die weiteren sanitären Einrichtungen wurden zur gemeinschaftlichen Nutzung im Erdgeschoß eingebaut. Da man bei diesen Maßnahmen auf bauphysikalische Maßnahmen verzichtet hatte, die etwa die Bildung von Kondenswasser an den neuen Wasserleitungen verhinderte, nahm man in Kauf, dass Teile des Tragwerks entlang der Wasserleitungen verrotteten. Wahrscheinlich bei diesen Umbaumaßnahmen wurde die Raumgliederung des Erdgeschosses verändert, um hier abgetrennte Wohnräume sowie separate Räume für die sanitären Anlagen und zur Lagerung von Kohle für die Einzelöfen in den Wohnräumen zu schaffen.
Auch die aktuell geplanten und umgesetzten Maßnahmen bedeuten Veränderung für das Denkmal. Am sichtbarsten sind diese Veränderungen in den Maßnahmen zur Ertüchtigung der Statik, die das ganze Haus umfassen und massive konstruktive und auch optische Veränderungen für das Gebäude mit sich bringen.
Am meisten ‚historische‘, d.h. hier aus der Zeit der Erweiterung um 1717 stammende, Substanz ist dabei im Obergeschoß übrig geblieben, wo diese ältere, sicher nicht ganz ursprüngliche Raumaufteilung erhalten geblieben ist. Dass diese Aufteilung nicht die ursprüngliche ist, legen verschiedene Beobachtungen nahe:
Die hölzerne Treppe etwa, die ins Obergeschoß führt, gehört sicher nicht hier her, sondern wurde später entweder versetzt oder anstelle einer alten Treppe neu errichtet. Dabei wurde auch die Raumaufteilung verändert und eine neue Zwischenwand auf den Holzboden gesetzt, was sich an den unter der Wand durchlaufenden Bodendielen erkennen lässt.
Ähnliche Hinweise auf eine Veränderung der Raumstruktur finden sich in den beiden giebelseitigen Räumen zur Straße, die früher wahrscheinlich als großer Saal genutzt wurden. Dies erkennt man an den hinter der Zwischenwand verlaufenden Lambrien, die hier recht abrupt abgesägt wurden. Auch der historische Holzfußboden, der jetzt durch eine Art asymmetrisches Eichenkreuz strukturiert ist, weil wahrscheinlich keine raumlangen Dielen in ausreichender Anzahl zu beschaffen waren, weist darauf hin. Wahrscheinlich war das Eichenkreuz ursprünglich eher ein Eichengitter, das die gesamte Schmalseite des Gebäudes, über die sich der ursprüngliche Raum erstreckte, in sechs gleich große Quadrate gliederte.