Am Alten Rentamt wurden seit der großen Sanierung von 1914 immer wieder Veränderungen im äußeren Erscheinungsbild durchgeführt. Neben der sukzessiven Erneuerung der Fenster waren dies vor allem Ergänzungen am maroden Fachwerk und Überarbeiten des Außenputzes. Diese Arbeiten wurden zumeist nicht denkmalgerecht durchgeführt und immer nur an den Stellen, an denen der vorhandene Putz schadhaft war. Ausnahme bilden Sockel- und Erdgeschoss, die wahrscheinlich in den frühen 1960er Jahren mit einem groben Strukturputz komplett erneuert wurden und damit überhaupt nicht mehr zum Glattputz im Bereich der Fachwerkfassade gepasst haben. Farblich gestaltet war alles „irgendwie weiß“, ohne dass die Farbtöne aufeinander abgestimmt gewesen wären. Witterungsbedingt haben sich die unterschiedlichen Farbtöne jedoch zu einem mehr oder weniger einheitlichen Grau angeglichen.
Im Rahmen der notwendigen Sanierung des Tragwerks mussten zahlreiche Gefache erneuert werden. Nach einer ersten Begehung mit dem Gipser wurde bald klar, dass weite Teile des Putzes im Sockelgeschoss durch Streusalz und aufsteigende Feuchtigkeit lose waren und erneuert werden müssen. So fiel die Entscheidung, den gesamten Außenputz zu überarbeiten, um eine einheitliche und denkmalgerechte Fassadengestaltung zu erreichen. Hierzu wurde der gesamte Putz im Bereich des Massivbaus hochdruckgestrahlt, um lose Teile und die Farbe abzulösen. Anschließend wurde der Sockelputz in Eigenleistung abgeschlagen.
Um weitere Schäden im Fachwerk zu erkennen, mussten überdies sämtliche Außenhölzer von den dicken Farbschichten befreit werden. Es zeigten sich zahlreiche Risse, einige kleinere Verwitterungsschäden und andere Fehlstellen, die von einem Holzrestaurator in mehrtägiger Arbeit fachgerecht mit Leinölkitt geschlossen bzw. mit Balsaholz ergänzt wurden. Dadurch wird verhindert, dass Regen und Schnee in Holz und Stein eindringen können und dort Feuchte- bzw. Frostschäden verursachen, die auf mittlere Sicht den Fortbestand des Gebäudes gefährden können.
Auch die 26 hölzernen Lamellenläden des Obergeschosses, die mutmaßlich alle bei der Sanierung 1914 erneuert wurden, sowie die 8 älteren, teilweise nachträglich aufgedoppelten Brettläden des Dachstocks bedurften einer grundlegenden Überarbeitung. Nach einer chemischen Entlackung wurden auch hier Fehlstellen durch den Restaurator ergänzt. In Eigenleistung wurden die Klappläden dann grundiert, Risse auch hier mit Leinölkitt geschlossen und zwei Deckanstriche mit Leinölfarbe aufgebracht.
Die historischen, hölzernen Fenstergewände wurden ebenfalls durch den Restaurator abgeschliffen und grundiert. Vorhandene Risse wurden auch hier mit Leinölkitt geschlossen und die hölzernen Fensterbänke erneuert. Ein zweimaliger Deckanstrich mit Leinölfarbe bildete den Abschluss dieser Maßnahme.
Die charakteristischen Sandsteinelemente (Ecksteine, Fensterbänke und Fenstergewände an der Giebelseite sowie die Umfassungen des Kellertores und der Kriechkeller) wurden von einem Steinmetz überarbeitet und ergänzt bzw. je nach Zustand der Steine erneuert.
Den umfangreichsten Teil der gesamten Maßnahme stellte die Wiederherstellung der Fassade dar. Farbgebung und Materialienauswahl erfolgten in Abstimmung mit der Denkmalpflege. Sehr zeitaufwändig war der dreimalige Anstrich des Fachwerks mit Leinölfarbe in der bereits mehrfach beschriebenen Form. Dann wurden die Gefache von oben nach unten neu verputzt bzw. überarbeitet. Abschließend erfolgte die Erneuerung des Putzes im Sockel- und Erdgeschoss des Gebäudes sowie im Bereich des Hochkellers an der Gartenseite.
Unglücklicherweise kam genauso überraschend wie in jedem anderen Jahr auch der Winter dem zügigem Abschluss der Fassadenarbeiten zuvor, so dass auch im Winter 2021/22 das Alte Rentamt hinter einem Gerüst verborgen bleiben musste. Das regnerische Wetter und die kühlen Temperaturen verhinderten eine Fertigstellung der Putzarbeiten im Jahr 2021.
Endlich, im April 2022, konnte das Gerüst endgültig abgebaut werden und die Fassadensanierung ist abgeschlossen. Ein Wermutstropfen sind die provisorischen Brettläden im Dachgeschoss. Hier müssen voraussichtlich die Läden rekonstruiert werden, da sich beim Entfernen der alten Farbschichten zahlreiche Schäden durch den Hausbock zeigten, der weite Teile des Holzes so zerfressen hat, dass eine Neutralisierung des Holzes nach erfolgter Entlaugung nicht mehr möglich wa.